Digitalisierung ist kein vorübergehender Trend, vielmehr ist sie die Basis, auf welcher Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in Zukunft aufbauen – das ist mittlerweile den meisten Unternehmern klar geworden. Die beiden zurückliegenden Coronajahre haben der Digitalisierung in vielen Bereichen der Wirtschaft zusätzlichen Schub verliehen. Denn die Pandemie hat die Vorteile gemischten Arbeitsformen aus Präsenz am Arbeitsplatz und Homeoffice deutlich gemacht. Nicht nur in Städten, sondern in allen Regionen der Schweiz. Auch in meiner Heimat, der Surselva; diese kämpft – wie alle Berg- und Randregionen – seit Jahren mit der Abwanderung von jungen, gut ausgebildeten Arbeitskräften. Die Digitalisierung kann diesem Trend Einhalt gebieten – das haben die letzten beiden Jahre klar gezeigt.

Home Office war eines der Schlagworte der vergangenen zwei Jahre. Viele Schweizerinnen und Schweizer haben diese Arbeitsform im Zuge der Pandemie erstmals erprobt – und manche Fachkraft ist dabei auf den Geschmack gekommen. Home Office lässt sich nämlich nicht nur aus der städtischen Wohnung, sondern auch vom Ferienwohnsitz in den Bergen aus machen. «Arbeiten, wo andere Ferien machen» – wer wünscht sich das nicht. Die Vorteile eines ländlichen, naturnahen Umfelds mit kurzen Wegen zu Sport und Erholung schätzen viele. Und auch die gute Nachbarschaft in den Dörfern, wo man sich kennt und nicht anonym nebeneinander wohnt.

Die Digitalisierung hilft mit die Distanz zwischen den attraktiven Wohnorten in den Bergen oder auf dem Land und den Arbeitsplätzen in den Zentren zu minimieren. Digitalisierung ermöglicht es viele Arbeitsprozesse standortunabhängig durchzuführen. Davon profitieren Arbeitnehmer in städtischen Betrieben genauso wie KMUs auf dem Land. Denn Digitalisierung macht nicht nur unabhängig von Standorten, Digitalisierung schafft auch neue Berufe und Jobs in traditionellen Handwerks- und Gewerbebetrieben. Das macht diese für junge Berufsleute interessant.

Viele Menschen können zurück aufs Land, in Berg- und Randregionen ziehen und im Home Office arbeiten. Die Lebensqualität steigt und die Lebenshaltungskosten sinken. Die letzten beiden Jahre der Pandemie haben gezeigt, dass dies für viele Bürotätigkeiten problemlos möglich ist. Und die Infrastruktur auf dem Land lässt diese Arbeitsart mittlerweile auch an den meisten Orten zu.

In den vielen Fällen reduziert sich durch die Kombination aus Homeoffice und regelmässigen Besuchen im Büro sogar die aufgewendete Pendelzeit. Das Verkehrsaufkommen zu Stosszeiten sinkt; der einzelne Mensch geniesst mehr Freizeit, ist erholter und damit im Arbeitsprozess produktiver.

Bis vor wenigen Jahren mussten karrierebewusste Berufsleute in die Wirtschaftszentren des Landes ziehen oder pendeln, um im Job voranzukommen. Im Jahr 2022 aber lassen sich berufliche Existenzen auch vom Land aus aufbauen. Zuzüger sind in den Gemeinden sehr willkommen. Denn im Regelfall sind sie gut ausgebildet und am Dorfleben interessiert, somit also eine Bereicherung für die Gemeinschaft. Gemeinden und Vereine reagieren auf die Entwicklung und schaffen vielerorts Angebote wie Coworking Spaces – oder wie im Fall des Surselva Impact Lab in Schluein eine Kombination von Coworking Space, Start-up Space und Angebot für Künstler.

Auf die gesamte Schweiz bezogen kann man sicher sagen, dass auch grössere Gemeinden und Städte peripherer Kantone – zum Beispiel die Bündner Hauptstadt Chur – von der Bereitschaft hoch qualifizierter Arbeitskräfte profitieren, die remote arbeiten wollen oder der Hektik grosser Städte entfliehen wollen, ohne den Arbeitgeber wechseln zu müssen. Die dafür notwendige Infrastruktur ist vorhanden. Die Abdeckung mit schnellem Internet gegeben – auch in Berg- und Randregionen. Viele Firmen besitzen die Infrastruktur, die Mitarbeiter von wo auch immer, arbeiten zu lassen. Virtuelle Räume für Meetings und gemeinschaftliche Projekte, Services aus der Cloud und komplette Desktops in der Cloud ermöglichen ein ortsunabhängiges Arbeiten.

Soviel zu den Vorteilen für die Arbeitnehmenden. Aber auch KMUs in Randregionen profitieren von den Möglichkeiten, welche die Digitalisierung schafft. So lässt sich beispielsweise auch gefragtes Fachpersonal aus urbanen Räumen engagieren; egal, ob diese Fachkräfte in die Randregion ziehen wollen, oder lieber remote arbeiten. Wir dürfen nicht vergessen: Es herrscht Fachkräftemangel. In bevölkerungsarmen peripheren Regionen verstärkt sich dieses Problem zusätzlich. Schaffen es KMUs aber sich technologisch so weit zu entwickeln, dass sie Knowledge Worker ortsunabhängig einsetzen können, erschliesst sich ihnen ein enormes Potenzial. Hoch qualifiziertes Personal kann ortsunabhängig und effizient eingesetzt werden.

Warum ich Ihnen das heute erzähle? Weil jetzt, nach zwei Jahren Pandemie, ein guter Zeitpunkt ist, sich und sein KMU digital fit zu machen. Wenn Ihre KMU noch nicht über entsprechende Technologien verfügen sollte, um in dieser digitalisierten Welt auch in den nächsten Jahren locker mithalten zu können, sollten Sie sich jetzt Gedanken machen. Es ist noch nicht zu spät. Sie können jetzt einsteigen und von den Erfahrungen der Pioniere profitieren. Best-Practice-Angebote sind vorhanden. Lösungsanbieter sind bereit, Ihnen mit wertvollen Erfahrungen und einem massgeschneiderten Angebot für Ihre nächsten Digitalisierungsschritte zu helfen. Wichtig ist, dass Sie wissen, was Sie wollen – und brachen. Dabei hilft es, einige zentrale Fragestellungen zu beantworten:

  • Was möchte ich durch solche Technologien erreichen?
  • Gibt es ein Effizienzpotenzial/Einsparungspotenzial durch ditgitale Lösungen bzw. neue Technologien, oder kann ich benötigte Fachkräfte anziehen?
  • Was sind die richtigen Technologien / Angebote für mich?
  • Kann ich meine Führungsgrundsätze in solchen Umgebungen aufrechterhalten?

Dies ist kein Aufruf, sich kopflos in ein digitales Abenteuer zu stürzen. Vielmehr geht es darum, die eigenen Stärken und die Identität der Unternehmung auch in den digitalen Alltag mitzunehmen und auszubauen.

Ich bin mir sicher, dass ein enormes Potenzial vorhanden ist, mit Mut und strategisch fokussiertem Einsatz eine langfristig erfolgreiche Zukunft zu gestalten – in allen Regionen der Schweiz.

 

Über den Autor: Gian Marco Bianchi Transformierer, Digitalisierer und Prozessoptimierer